Sport als Kampf der Nationen
Sportliche Wettbewerbe haben zwangsläufig immer auch einen Symbolcharakter, gerade wenn es sich um internationale handelt. Da geht es nicht nur um individuelle Leistung, sondern auch eine kollektive Verpflichtung, wenn die Männer und Frauen ihre Heimatländer vertreten und Rivalitäten ausgetragen werden. Besonders heikel wird es natürlich, wenn diese Länder verfeindet sind. Tatami spricht nun eine andere Feindschaft an, die schon deutlich länger anhält: Die zwischen Israel und Iran. Während Israel und die Organisation damit kein Problem haben und auch die beiden Sportlerinnen einen entspannten Umgang pflegen, will das iranische Regime um jeden Preis verhindern, dass es überhaupt zu einer Begegnung kommt.
Der Polit- und Sport-Thriller nutzt die Spannungsmittel von Zeitdruck und Kampfszenen, um eine heroische Geschichte über (weiblichen) Widerstand gegen ein diktatorisches Regime zu erzählen. Mit kontrastreichen schwarz-weiß Bildern und intensiver Rauminszenierung macht er die Grenzsituation für die Judoka und ihre Trainerin hautnah spürbar. Durch die Zusammenarbeit des israelischen Guy Nattiv und der Iranerin Zar Amir Ebrahimi ist Tatami der erste Film überhaupt, bei dem zwei Personen je aus Israel und dem Iran sich die Regie teilen. Ihr gemeinsam in iranisch-israelischer Ko-Regie entstandener Film entwickelt eine enorme Dringlichkeit, sobald der Sport verschiedene Nationen, politische Systeme und Kulturen vor einer Weltöffentlichkeit zusammenführt. Das Drehbuch von Guy Nattiv und Elham Erfani entfaltet dabei einen mitreißenden Thriller vor und hinter den Kulissen einer Judo-Meisterschaft, inspiriert von realen Schicksalen iranischer Sportlerinnen. Der spielerische Kampf wird in Tatami zum verlängerten Arm eines Gewaltregimes und zum Schauplatz einer persönlichen Widerstandsgeschichte