Im Jahr 2021 hat Torsten Körner mit seinem Film Die Unbeugsamen Politikerinnen in der Bonner Republik seit den 1950er Jahren und ihren Kampf gegen männliches Machtgehabe thematisiert. An die 200.000 ZuschauerInnen hat der Film ins Kino gelockt – für einen Dokumentarfilm ein respektabler Wert (auch wir hatten Die Unbeugsamen zweimal auf dem Spielplan, davon einmal als Wiederholung auf Zuschauerwunsch hin). Mit Guten Morgen, ihr Schönen! bringt derselbe Regisseur nun eine Fortsetzung. Diesmal geht es um Frauen in der DDR.
Im Unterschied zum ersten Film stehen hier allerdings nicht Politikerinnen im Mittelpunkt, sondern Künstlerinnen, eine Bäuerin und „Held der Arbeit“, eine Zahnarzthelferin, eine ehemalige Blockwalzerin im Stahlwerk oder die Gleichstellungsbeauftragte der DDR in der Übergangsregierung von Lothar de Maizière. In der DDR war 1950 per Gesetz die Gleichberechtigung von Mann und Frau geregelt worden, und Torsten Körner geht der Frage nach, inwieweit dies in der Wirklichkeit erfüllt wurde.
Erneut ergänzt der Regisseur die Interviews mit den zwölf Protagonistinnen um historisches Filmmaterial: Es sind Schlüsselszenen zum Verhältnis von Mann und Frau aus Spielfilmen der DDR wie Spur der Steine und Solo Sunny, aber auch Material aus DEFA-Dokumentarfilmen wie Posten Neun Neumann oder Woran wir uns erinnern. Letztere zeigen einen Arbeits- und Ehealltag, der von Verlusten, Angst und Verlassenheit geprägt ist. Gleichzeitig sind aber auch unfreiwillig komische Filmausschnitte montiert, wie ein begeistertes Reporterstück der DEFA-Wochenschau über den jährlichen, freilich nur eintägigen Rollentausch am „Internationalen Frauentag“. Darüber hinaus tragen die Protagonistinnen selbst mit diversen Anekdoten dazu bei, dass ich die Die Unbeugsamen 2 wie schon den ersten Teil sehr unterhaltsam fand.
Der Filmtitel nimmt übrigens Bezug auf das 1977 veröffentlichte Buch „Guten Morgen, du Schöne“ der DDR-Schriftstellerin Maxie Wander. Frauen unterschiedlicher Herkunft berichteten in Tonbandprotokollen über ihre Alltagserfahrungen, ihre Befindlichkeiten und Wünsche. Es wurde ein Kultbuch in der DDR.