Deutschland 2024

Regie & Buch: Andres Veiel
Bildgestaltung: Toby Cornish
Musik: Freya Arde
Montage: Stephan Krumbiegel, Olaf Voigtländer, Alfredo Castro
Produktion: Sandra Maischberger

115 Minuten

FSK: ab 12

Deutsche Originalfassung



Riefenstahl

Am 27. Januar jährt sich zum 80. Mal der Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch sowjetische Truppen. Initiiert vom „Haus des Dokumentarfilms“ in Stuttgart zeigen bundesweit Kinos an diesem Tag Dokumentarfilme, die sich mit der Judenverfolgung und -ermordung im Nationalsozialismus beschäftigen. Als Kommunales Kino guckloch e.V. haben wir uns dieser Kinoinitiative angeschlossen und Riefenstahl ins Programm aufgenommen, den neuen Dokumentarfilm von Andres Veiel.

An der Person Leni Riefenstahl haben sich nach 1945 schon viele abgearbeitet. Leni Riefenstahl, geboren 1902, war zunächst Tänzerin und Schauspielerin in Bergfilmen, wechselte dann aber bald hinter die Kamera und schuf nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten die „Reichsparteitagsfilme“ Der Sieg des Glaubens und Triumph des Willens sowie mit Olympia einen Film über die Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin. Es sind Filme, die aufgrund ihrer Bildgestaltung und Dramaturgie bis heute filmtheoretisch bedeutsam sind, aber sich eben ganz in den Dienst des Nationalsozialismus stellten: Adolf Hitler oft in Untersicht aufgenommen, was den „Führer“ noch größer erscheinen lässt, Massenchoreographien von Menschen, die das Volk als eine gleichmarschierende Einheit zeigen, durchtrainierte Körper ästhetisch überhöht als Symbol des Überlegenen und Siegreichen gegenüber dem vermeintlich Kranken, Schwachen, Unvollkommenen.

Nach 1945 hat Riefenstahl ihre Nähe zum Nationalsozialismus stets verleugnet. Sie sei eine Künstlerin gewesen und hätte sich nie für Politik interessiert. Dieses Bild von sich, an dem sie bis zu ihrem Tod 2003 hartnäckig gearbeitet hat (möglicherweise auch, um einer juristischen Verfolgung zu entgehen?), ist bereits durch viele Diskussionen und auch andere Filmemacher, wie etwa Nina Gladitz widerlegt worden. Warum also noch einen Film über die Riefenstahl?

Der Grund ist ihr Nachlass, der seit 2016 in der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und in der Deutschen Kinemathek verwahrt wird und zugänglich ist – rund 700 Kisten mit Briefen, Zeitungsartikeln, Filmmaterial, Fotos und Tonbandmitschnitten von Telefonaten mit Gleichdenkenden, die Riefenstahl aufgenommen hat. Andres Veiel hat diese Materialien aufwändig gesichtet und Fehlstellen ergänzt und erklärt aus dem Material heraus am Beispiel der Riefenstahl, wie ein Mensch zum Faschisten wird. Ihre Ideale und Überzeugungen weisen Parallelen zur Gegenwart auf, und das macht diesen Film wichtig.

Klaus Peter Karger
Villingen
Montag, 27. Januar 2025
20:15 Uhr
Montag, 27. Januar 2025
20:00 Uhr