Frankreich 2024

Regie & Buch: Jacques Audiard

Bildgestaltung: Paul GuilhaumeMontage: Juliette Welfling
Musik: Camille, Clément Ducol
Produktion: Jacques Audiard, Pascal Caucheteux, Valérie Schermann, Anthony Vaccarello
DarstellerInnen: Zoë Saldaña, Karla Sofía Gascón, Selena Gomez, Adriana Paz, Édgar Ramírez, Mark Ivanir

132 Minuten

FSK: ab 12

Festivals & Preise
Cannes 2024: Beste Darstellerin (für das Ensemble), Großer Preis der Jury
Europäischer Filmpreis 2024: Bester Film, Beste Regie u. a.
Golden Globes 2025: Bester Film, Beste Darstellerin u. a.

Original (spanisch)
mit deutschen Untertiteln



Emilia Pérez

Die Filmhandlung ist angesiedelt im Bereich der mexikanischen Drogenkartelle. Ein Boss einer brutalen Narco-Gang, welcher sich zu seiner Geschlechtsdysphorie bekennt, die Transition zur Frau vollzieht und zur Stifterin einer Wohltätigkeitsorganisation wird. Eine junge, emanzipierte Anwältin, welche so gut in ihrem Job ist, dass es ihr fast mühelos gelingt, einem prominenten Mörder seiner Gattin zum Freispruch zu verhelfen, in dem sie den offensichtlichen Mord als Suizid darstellt. Während sie gleichzeitig unter dem Macho-Gehabe ihres Chefs leidet, welcher sich lieber selbst im Scheinwerferlicht für den spektakulären Prozessausgang sonnt und seiner angestellten Anwältin nur ein miserables Gehalt bezahlt. Das alles als Musical. Auf Spanisch, mit vier Hauptdarstellerinnen, von denen nur eine aus Mexiko stammt und den dortigen Akzent spricht, die aber gemeinsam als Ensemble mit dem Preis für die beste Hauptdarstellerin beim Festival von Cannes ausgezeichnet wurden. Inszeniert von einem französischen Regisseur, der kein Spanisch spricht und den kompletten Film in Paris im Studio drehte.

Das mag sich alles recht hanebüchen anhören, und das ist es auch. Aber genau so ist es, und der Film wurde zum Favoriten bei der Verleihung der Golden Globes im Januar und gilt als heißer Anwärter auf einen (oder sogar mehrere) Oscars.
Natürlich wurden dem Film auch Vorwürfe gemacht: Er verfestige klischeehafte Vorstellungen von Mexiko und der dortigen Drogenkriminalität, er sei unrealistisch und kitschig, diese Thematik vertrage sich nicht mit einer Verarbeitung als Musical etc. etc. Doch das könnte man auch einem anderen Musical vorwerfen, welches vor ziemlich genau 100 Jahren seine Uraufführung erlebte – der Dreigroschenoper. Damals angesiedelt in einer Londoner Unterwelt, die ebenfalls ziemlich unrealistisch war, die der Autor nicht wirklich kannte, sondern nur als Allegorie verwendete und mit Songs, welche die Handlung weniger ergänzen, sondern sie kommentieren und in einen größeren Kontext stellen. So kann man diesem, im Grunde unbeschreiblichen, Film vielleicht am besten gerecht werden: Emilia Pérez ist so etwas wie eine Dreigroschenoper fürs 21. Jahrhundert.

Richard Hehn
Villingen
Mittwoch, 05. März 2025
20:15 Uhr
Montag, 31. März 2025
20:00 Uhr