Der Begriff „Antifa“ wird von vielen Menschen mit Verwerflichem assoziiert: Krawall, Straßenschlachten, brennende Mülltonnen, eingeworfene Schaufensterscheiben. Der Dokumentarfilm Antifa – Schulter an Schulter wo der Staat versagte will dem ein differenziertes Bild entgegensetzen. Er porträtiert eine Bewegung, die im Zuge der rassistischen Übergriffe nach 1989 mit militanten Aktionen, politischer Bildungsarbeit und eigener Ermittlungstätigkeit dem erstarkenden Neofaschismus entgegentritt.
Angereichert durch (Amateur-)Videomaterial von Demos und Neonazi-Treffen erzählen fünf Aktivistinnen und Aktivisten rückblickend von ihrem Engagement in der „Antifaschistischen Aktion“. Wie zunächst örtliche Gruppen als Reaktion auf die Angriffe auf Migranten und deren Wohnheime entstanden, wie sich die Gruppen bundesweit vernetzt haben. Wie Kampfsport trainiert wurde, um sich auf körperliche Auseinandersetzungen vorzubereiten. Wie Namen und Beziehungsgeflechte von Rechtsextremen recherchiert und in Berlin in einem Archiv zusammengeführt wurden. Das alles mit dem Ziel, die Neonazis durch Einschüchterung zu stoppen. Man übernehme damit, heißt es im Film, eine Aufgabe, die eigentlich der Verfassungsschutz zu erledigen habe, der diese aber vernachlässige und die Gefahr verharmlose.
Antifa – Schulter an Schulter wo der Staat versagte ist kein Werbefilm für die Antifa. Er reflektiert selbstkritisch die eigene Wirksamkeit angesichts der jüngsten Wahlerfolge der AfD. Er spricht auch an, was der Kampf mit den Aktivisten selbst gemacht hat. Wie er für manche zur psychischen Belastung wurde. Aber es bleiben auch Fragen offen, etwa die grundsätzliche nach der Rechtmäßigkeit von Gewaltanwendung, oder auch die zur politischen Positionierung der Aktivisten. Sie wollten die Demokratie schützen, betonen die Protagonisten im Film. Aber die Antifa ist keine einheitliche Bewegung. Unter ihrem Dach wirken auch Gruppen, die ein anderes Gesellschaftssystem anstreben.