Almodóvars erster Langfilm in englischer Sprache ist nicht in Spanien, sondern in Manhatten angesiedelt. Ansonsten ist sich der Meister treu geblieben – wie immer behandelt er ein ernstes und umstrittenes Thema in höchst ästhetischen und sehr farbigen Bildern von Landschaft, Behausungen und Einrichtungen, Kleidung, Essen und Menschen. Wenn sich die beiden brillianten Schauspielerinnen Julianne Moore und Thilda Swinton darin bewegen, erinnert es durchaus an Bilder von Edward Hopper.
Im Mittelpunkt der Filmhandlung stehen zwei New Yorker Freundinnen, die den Kontakt zueinander nach Jahren wiederaufleben lassen. Jahrelang hatten sie als Journalistinnen und Schriftstellerinnen zusammengearbeitet und sich irgendwo in der Welt getroffen und letztendlich aus den Augen verloren.
Das jetzige Wiedersehen findet im Krankenhaus statt, Martha hat Krebs im Endstadium und wird von der Freundin besucht und soll nach Hause entlassen werden. Die einstige Nähe zueinander ist sofort wieder da, Ingrid bietet ihre Hilfe an. Und tatsächlich wird sie von Martha um etwas gebeten: Diese möchte ihren Sterbezeitpunkt selbst bestimmen und dabei nicht allein sein. Nach dem ersten Schock und der Beschreibung, wie Martha vorgehen will lässt sie sich Ingrid darauf ein und begleitet die Freundin.
Es folgen gemeinsame Tage in schönstem Ambiente, Momente gefüllt mit Erinnerungen an ein erfülltes Leben, Gespräche über Freundschaft, Reue, ehemalige Männer und körperliche Liebe. Und über Tod und die Freiheit des Menschen, sein Recht, nicht die Krankheit entscheiden zu lassen, wenn das Ende naht, sondern selbst die Zügel in der Hand zu behalten. Trotz Sterbehilfethema schwebt eine Leichtigkeit über allem, die Freundinnen können auch lachen miteinander und es ist ein Genuss, den beiden Frauen zuzuhören und -schauen. Und so muss man sich als Zuschauer nicht vor dem Ende fürchten.