Ungarn/Slowakei 2023│128 Min.

FSK ab 12

Regie: Gábor Reisz

Drehbuch: Gábor Reisz und Éva Schulze

 

Festivals und Preise:

Venedig 2023: Bester Film

München 2024: Bester Film

Original (ungarisch)
mit deutschen Untertiteln



Magyarázat mindenre
Eine Erklärung für Alles

Endlich Abitur im sommerlichen Budapest! Aber die Abschlussprüfung endet für Ábel Trem in einem völligen Desaster. Hat der 18-jährige Schüler ein Blackout, oder wirklich keine Ahnung? Oder hat ihn der Geschichtslehrer wegen seines Ungarn-Ansteckers durchfallen lassen? Ábels Vater György erscheint die letzte Variante auf jeden Fall glaubhaft und die Geschichte wird zu einem nationalen, politisch motivierten Skandal, in dem der junge Ábel fast zur Nebenperson zu verkommen scheint. Hat Ábels Lehrer ihn wegen seiner Gesinnung durchfallen lassen? Die kleine Kokarde trägt man üblicherweise zu den Feierlichkeiten am Jahrestag der bürgerlichen Revolution am 15. März 1848. Oder als Zeichen einer eher rechtsnationalistischen Haltung. Eine eindeutige Antwort erhalten wir bis zum Schluss nicht, wir spüren aber durch die um den Schüler Ábel kreisenden Gestalten die verhärteten politischen Positionen in der heutigen ungarischen Gesellschaft.

Zu seiner Motivation, diesen Film – mit kleinem Budget, ohne staatliche Zuschüsse – zu drehen, erklärt Regisseur Gábor Reisz: »Die Situation hat sich so zugespitzt, dass kaum ein Treffen von Freunden oder Familienmitgliedern mehr stattfinden kann, ohne dass es zu Diskussionen darüber kommt, wer auf welcher Seite steht, und dadurch interessieren sich die Menschen immer weniger für die Meinung anderer und sind immer weniger bereit, sich gegenseitig zuzuhören. Ich glaube aber, wenn die normale menschliche Kommunikation aufhört, kann sich niemand weiterentwickeln, denn das ist eine der Grundlagen für eine lebenswerte Gesellschaft.« Soll man noch erwähnen, dass die internationalen Erfolge des Films in den ungarischen Medien kaum Beachtung gefunden haben?

Auf keinen Fall karikiert Reisz eine polarisierte Gesellschaft. Jeder Protagonist verkörpert im Gegenteil auch gute Eigenschaften. Vielmehr ruft er zum Dialog und ist dabei optimistisch, indem er den Schluss einem unbefangenen Ábel und seinen Freunden überlässt, die ihre sommerliche Freiheit genießen.

Der ungarische Filmemacher Gábor Reisz hat 2014 seinen ersten Langfilm Aus unerfindlichen Gründen gedreht, Eine Erklärung für Alles ist sein dritter Spielfilm.

Villingen
Mittwoch, 16. April 2025
20:15 Uhr
Montag, 14. April 2025
20:00 Uhr