Seit 2011 ist der Fado als ureigener, herausragender Musikstil Portugals in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen. Vielleicht am ehesten dem Blues vergleichbar, stellt er eine multikulturelle Synthese dar zwischen verschiedenen Gesangs- und Musiktraditionen, wie sie die Einwanderer mitgebracht haben. Wehmütig zu Gitarrenbegleitung vorgetragen, handeln die Texte von existentiellen Fragen des Lebens, von (Liebes-)Leid, Sorgen, Armut und Altwerden.
Hauptstadt des Fado war und ist Lissabon, und dort insbesondere die Altstadt Alfama mit ihren zahlreichen Migranten. Seit Jahren jedoch kaufen Investoren die Häuser in der Alfama auf, vertreiben die Bewohner in die Neubausiedlungen der Vorstädte und machen aus den Wohnungen Appartements für die Touristen. Diese Gentrifizierung droht dem echten Fado den Boden zu entziehen.
Die beiden Regisseurinnen – die eine Journalistin, die andere Bildende Künstlerin mit Wohnsitz Lissabon – machen uns mit MusikerInnen aus verschiedenen Generationen bekannt: Die 30-jährige Marta Miranda etwa, die mit dem Künstler J-M ein Fado-Lokal eröffnet hat, um dort alte und junge Musiker zusammenzubringen und die kulturelle Tradition des Fado zu vermitteln (dem Lokal wurde während der Dreharbeiten von einem Investor der Pachtvertrag gekündigt), oder die 80-jährige Ivone Dias, die noch immer abends auftritt, über ihr Leben erzählt und mit anderen gegen die Gentrifizierung kämpft. Aber die wunderbaren, atmosphärisch dichten Aufnahmen von den Fado-Konzerten in diesem Film machen auch deutlich: Noch lebt er, der Fado in Lissabon.