Blaga ist eine pensionierte Lehrerin, deren Rente kaum ausreicht, um noch ein würdevolles Leben in Schumen, einer Kleinstadt im Nordosten Bulgariens zu führen. Mit Privatunterricht hält sie sich einigermaßen über Wasser. Gerade eben ist ihr Mann Hristo verstorben, ein ehemaliger Polizeikommissar. Für ein einigermaßen angemessenes Begräbnis macht sie alles zu Geld, was ihr noch geblieben ist – denn hier sind selbst Friedhofsbedienstete korrupt und lassen sich fürstlich bezahlen. Doch dann wird sie Opfer von Telefonbetrügern und verliert alles.
„Blagas Lektionen“ – so der Originaltitel des Films – ist hier durchaus doppeldeutig zu verstehen. Nicht nur als die Lektionen welche Blaga ihren Schülern erteilt, sondern vor allem auch als jene Lektionen welche Blaga im Laufe ihrer Passion durch diesen Film lernen muss.
In ihrer Verzweiflung beschließt Blaga, dann eben ihrerseits die Betrüger zu betrügen und lässt sich auf ein gefährliches Spiel ein. Nach anfänglichen Erfolgen muss Blaga jedoch schon bald eine weitere Lektion lernen: Chuzpe und Dreistigkeit verschafften ihr einen Vorsprung, doch gegen die ruchlose Brutalität ihrer Gegner kann sie am Ende nur verlieren. Eine bittere Erkenntnis, der jedoch noch eine weitaus bitterere folgen wird.
Eine Frage der Würde ist ein Sozialdrama, welches oft an die Arbeiten von Ken Loach oder den Dardenne-Brüdern erinnert. Doch während in deren Filmen meist noch irgendwo ein Fünkchen Hoffnung glimmt, scheint dies in Bulgarien endgültig erloschen. Gleichzeitig ist Eine Frage der Würde aber auch der international erfolgreichste bulgarische Film sein vielen Jahren. Für viele Zuschauer dürfte er die erste (und vielleicht einzige) Begegnung mit einem bulgarischen Film sein. Von bulgarischen Kritikern wurde daher bemängelt, der Film sei in den weiter nordwestlich gelegenen Ländern der EU nur deswegen erfolgreich, weil er vor allem die Klischees bediene, die man dort über Bulgarien habe. Sicherlich ein ernst zu nehmendes Argument. Aber dennoch ein Zeugnis einer Gesellschaft, die nach einem knallharten Transformationsprozess keine „demokratische Gesellschaft“ ausbilden konnte, sondern Opfer einer neoliberalen, oligarchischen Wirtschaftsdynamik wurde. Und so können auch wir noch einiges von „Blagas Lektionen“ lernen.