Hierzulande dürften die wenigsten Menschen jemals von der Meeresgöttin Mami Wata gehört haben. Die Götterfiguren der westafrikanischen Vodun-Religion sind hier im Gegensatz zur nordischen, griechischen und sogar hinduistischen Götterwelt weitgehend unbekannt. Für das Verständnis dieses Films spielt das aber keine Rolle – wie wichtig Mami Wata für die Bewohner des fiktiven Dorfes Iyi ist, wird schon in den ersten Szenen des Films deutlich. Die Matriarchin Mama Efe bestimmt als „Vermittlerin“ die Geschicke des Dorfes, durch sie „spricht“ die Göttin zu den Menschen. Doch den Tod eines Kleinkindes kann auch Mama Efes Flehen an die Göttin nicht verhindern.
Das abgelegene Dorf scheint in einer Vergangenheit gefangen zu sein, es gibt hier keine Elektrizität, keine Schule und auch kein Krankenhaus. Doch die Stimmen derer, welche dies ändern möchten, werden lauter. Die Stimmen jener, die sagen, der Tod des Kindes hätte durch eine Impfung verhindert werden können. Mit der Ankunft eines mysteriösen Fremden, womöglich ein Söldner irgendeiner Armee, der eines Tages schwer verletzt am Strand gefunden wird, ändert sich das Dorfleben dann recht schnell. Jabi verspricht Straßen und eine Schule, doch nach dem gewaltsamen Tod von Mama Efe bringt er Waffen ins Dorf und errichtet mit einigen Männern ein Schreckensregime.
In eindrücklichen Schwarzweißbildern (der Film gewann Preise für die Arbeit von Kamerafrau Lílis Soares) erzählt Regisseur und Autor ‚Fiery‘ Obasi eine allegorische Fabel über das moderne Afrika und verwebt politische, philosophische und theologische Ideen in einer genuin afrikanischen Erzählweise, in der sich Tradition und Moderne vermischen.
Entstanden ist so ein Film, welcher sich europäischen Kriterien der Filmbewertung grundsätzlich entzieht, ohne dabei hermetisch zu werden. Die afrofuturistische Traumwirklichkeit wirkt auch auf europäische Zuschauer.