Deutschland 2024

Regie & Buch: Jan Henrik Stahlberg

Bildgestaltung: Ralf Noack, Carolin Hauke, Philip Jestädt

Musik: Rainer Oleak

Montage: Sarah Clara Weber

Produktion: Schiwago Film, Martin Lehwald

DarstellerInnen: Jan Henrik Stahlberg, Tilman Vellguth, Bettina Hoppe, Sophie Roeder


94 Minuten

FSK: ab 12

Deutsche Originalfassung



Muxmäuschenstill x

Zwanzig Jahre nach seinem Kinoerfolg Muxmäuschenstill (damals ohne Filmförderung und mit minimalem Budget produziert, Max-Ophüls-Preis, 400.000 Zuschauer in Deutschland) bringt Autor und Hauptdarsteller Jan Henrik Stahlberg eine Fortsetzung ins Kino. Wieder steht bei MuxmäuschenstillX sein selbsternannter Weltverbesserer und ehemaliger Philosophiestudent Herr Mux im Zentrum der Story. Nach einem Autounfall jahrelang im Wachkoma gelegen, stellt Mux fest, dass sich Deutschland durch den Neoliberalismus radikal verändert hat – die Schere zwischen Arm und Reich klafft weit auseinander. Gemeinsam mit seinem Pfleger Karsten zieht Mux von Ostdeutschland aus los, um wieder Gerechtigkeit herzustellen. In der Tasche sein Manifest für die Wiedereinführung der Vermögenssteuer, mit der er die Superreichen zur Kasse bitten und einen sozialen Wandel herbeiführen will.

Stahlbergs Film ist eine Satire und als solche stellenweise lustig, stellenweise schonungslos brutal, anarchisch und in vielen Punkten zutreffend. »Vor 20 Jahren plädierte Mux für mehr Eigenverantwortung. Doch dieser Begriff hat in der Zwischenzeit einen neoliberalen Schlag bekommen«, sagt der Regisseur. »Eigenverantwortung heißt heute: Wenn es dir nicht gut geht, bist du selber schuld, dann setzt du dich halt auf die Straße und sammelst Flaschen.«

Herr Mux ist ein Antiheld und keine sympathische Persönlichkeit. Er versteht sich als Anwalt der Armen und verhält sich gleichzeitig autoritär. Joachim Kurz beschreibt ihn in einer Rezension auf „kino-zeit.de“ als „selbsternannter Moralist in einer Welt, die keine Moral mehr kennt“. Auf seiner Kampagnen-Tour verheddert sich Herr Mux auch in den Fallstricken der Gegenwart. In einer Schule brüllen ihn die Kinder als „alten weißen Mann“ nieder, der sich besser um Klimaschutz kümmern solle als um soziale Gerechtigkeit. Eine Teamkollegin will ihn unbedingt social-media-fähig machen („weniger Inhalt, mehr Image“). Und natürlich gibt es all jene, die überzeugt sind, dass die Wiedereinführung der Vermögenssteuer sowieso nicht klappt – »was sie schon beim Frauenwahlrecht und der Abschaffung der Sklaverei gesagt haben«, wie der Film feststellt.

Klaus Peter Karger


Donaueschingen
Montag, 26. Mai 2025
20:00 Uhr
Mittwoch, 28. Mai 2025
20:15 Uhr