Italien, Deutschland 2022

 

Regie: Michele Cinque

Kamera: Michele Cinque, Martina Cocco

Montage: Piero Lassandro

Musik: Danielle de Picciotto, Alexander Hacke

Produktion: Christof Brüning, Michele Cinque (Lazy Film)


86 Minuten

FSK: ab 0

Kooperation mit Seebrücke

Original (englisch)
mit deutschen Untertiteln



Iuventa

Eine Gruppe junger engagierter Menschen gründet im Herbst 2015 in Berlin die Initiative „Jugend rettet“. Über eine Crowdfunding-Kampagne kaufen sie einen umgebauten Fischkutter und taufen ihn auf den Namen „Iuventa“. Im darauffolgenden Jahr startet ihr Schiff zu seiner ersten Mission und schließt sich den Schiffen verschiedener NGOs, der italienischen Küstenwache sowie der Marine an.

Nach fast zwei Jahren Einsatz und ca. 14.000 auf hoher See geretteten Menschen wurde das Schiff im August 2017 plötzlich beschlagnahmt und von den italienischen Behörden in Lampedusa festgesetzt. Die Staatsanwaltschaft erhebt schwere Vorwürfe: Menschenschmuggel und Zusammenarbeit mit Schlepperbanden. Eine Anklage ist jedoch bis heute nicht erfolgt. Über ein Jahr lang verfolgt der Film das Leben der jungen Menschen an Bord, fängt die gesamte Spanne der Mission ein, beginnend mit dem Moment, in dem sie in See stechen und ihr unglaubliches Vorhaben wahr wird, bis zu dem Punkt, an dem dieser mit der politischen Realität kollidiert.

 

Die ursprüngliche Idee der Initiative „Jugend rettet“ war nicht, den Job der Behörden und des Militärs zu übernehmen. Vielmehr wollten die Mitglieder der NGO nach der Einstellung des europäischen Seenotrettungsprogramms Mare Nostrum 2015 dafür demonstrieren, dass ein organisiertes System auf hoher See weiterhin notwendig ist und zur moralischen Pflicht Europas gehört. Sie wollten ein Signal setzen.

 

Am 10. Juni 2018 findet die Premiere von Iuventa bei einem italienischen Filmfestival statt. In Dresden skandierten Teilnehmer einer Pegida-Kundgebung eine Woche später lautstark „Absaufen! Absaufen!“. Damit meinten sie das Rettungsschiff „Lifeline“, das zu jenem Zeitpunkt mit 234 Geflüchteten an Bord im Mittelmeer unterwegs war und Mühe hatte, einen Hafen zu finden, wo die Geretteten in Europa an Land gehen konnten.

2020 erhalten zehn Besatzungsmitglieder der Iuventa, gegen die die italienische Justiz ermittelt, den „Amnesty International Menschenrechtspreis“. Am 21. Mai 2022 wird in Trapani vor Gericht verhandelt, ob es zu einem Prozess kommt. Die Öffentlichkeit wird dabei ausgeschlossen.

Im Oktober 2022 übernimmt in Italien eine postfaschistische Partei die Regierung.

Der Prozess ist noch nicht beendet.

 

Villingen
Freitag, 31. März 2023
18:00 Uhr
keine Vorstellung