Im April 1923 tobt in Irland der Bürgerkrieg, doch auf der winzigen Insel Inisherin merkt man davon wenig. Gelegentlich ist vom Festland her Geschützdonner zu hören oder Rauch zu sehen, ansonsten geht das Leben der Inselbewohner seinen gewohnten Gang.
Am nächsten Tag werde er aufs Festland fahren, um an einer Hinrichtung teilzunehmen, erzählt der Dorfpolizist eines Abends im Pub. Wen er denn erschießen werde, fragt sein Freund – Republikaner oder Freistaatler? Das wisse er auch nicht, antwortet der Polizist, es sei ihm auch egal, er bekomme sechs Pfund und eine warme Mahlzeit dafür, da interessiere ihn das auch nicht.
Den Film, in dem von zwei langjährigen Freunden der eine plötzlich und grundlos nicht mehr der Freund des anderen sein will, kann man durchaus auch als Allegorie auf den Bürgerkrieg begreifen, in dem die ehemaligen Freunde Michael Collins und Eamon de Valera zu erbitterten Feinden wurden. Oder auch auf aktuellere „Bruderkriege“.
Seit Jahren klopft Pádraic täglich zur selben Uhrzeit an der Tür von Colms Cottage, um gemeinsam mit diesem den Rest des Tages im Pub zu verbringen. Doch von einem Tag auf den anderen will Colm nicht mehr mit Pádraic trinken. In einem letzten Gespräch teilt er ihm noch mit, dass Pádraic ihn weder beleidigt noch verärgert habe, er wolle nur einfach nicht mehr sein Freund sein. Und dann verbietet er ihm, ihn jemals wieder anzusprechen. Eine Entscheidung, die drastische, und schließlich blutige Konsequenzen nach sich zieht und für weitaus mehr Aufregung sorgt als der nahe Bürgerkrieg.
Martin McDonagh drehte bereits 2008 seinen Debutfilm In Bruges mit Colin Farrell und Brendan Gleeson, bekannt wurde er mit dem Oscar-prämierten Three Billboards Outside Ebbing, Missouri (2017). The Banshees of Inisherin basiert auf seinem Theaterstück The Banshees of Inisheer, welches er bereits 1994 verfasste. Für den Film wurde der Inselname fiktionalisiert, gedreht wurde auf der Nachbarinsel Inishmore.