Am Anfang sieht man nur Hände. Hände, die massige, abgeschrabbte Lautsprecherboxen aufeinander stapeln, mit Bändern festzurren. Dann die Totale: Eine mächtige Boxenformation im Sand vor einer schroffen Felswand. Wir sind in der Westsahara von Marokko. Musik setzt ein, Techno, und Hunderte junger Menschen beginnen ekstatisch zu tanzen. Den ganzen Tag, die ganze Nacht. Im Dunkel mischt sich ein mittelalter Mann in die Menge. Verteilt Handzettel, spricht die Raver an. Er hat seinen zwölfjährigen Sohn dabei, und sucht nach seiner halberwachsenen Tochter. Sie wollte zu einer solchen Techno-Party und ist seit Monaten verschwunden.
Am nächsten Morgen taucht Militärpolizei auf. Die illegale Party wird abgebrochen, die Tänzer reisen ab, widerwillig und schimpfend. Manche beschließen, mit ihren Wohn-Trucks weiter nach Osten zu fahren, dort soll angeblich ein anderer Rave stattfinden. Es sind alles Aussteiger, die dem bürgerlichen Leben und seinen Konventionen abgeschworen haben. Alle so um die 40, und vom Leben gezeichnet: eine Frau mit zerfurchtem Gesicht, ein Mann mit Unterschenkel-Prothese, dem Dritten fehlt eine Hand. Vater und Sohn entscheiden, sich ihnen anzuschließen, obwohl ihr Kleintransporter, nur notdürftig zum Schlafen hergerichtet, weit weniger geländegängig ist als die großen Trucks.
Damit beginnt für alle eine Odyssee durch zunehmend menschenfeindliches Gelände, und ein bildgewaltiges Roadmovie, das einen als Zuschauer voll hinein zieht. Unbefestigte Wege, ein Fluss, den es zu durchqueren gilt, und Einheimische, die vom Kamel herunter überteuertes Benzin verkaufen, sind dabei noch die geringeren Herausforderungen. Je weiter die Suchenden in die Westsahara vordringen, offenbar in Richtung des Sandwalls, der militärisches Sperrgebiet ist, desto mehr entwickelt sich der Trip zum Inferno. Die Aussteiger, die einfach nur Spaß haben und einer als grausam empfundenen Welt entfliehen wollen, werden mit existentieller Wucht von der Realität eingeholt. Ein Film, der mir so schnell nicht mehr aus dem Kopf gehen wird.