In einem Wald bei St. Gallen wird 1904 die Leiche eines Jungen entdeckt. Die Täterin ist schnell gefunden und sofort geständig. Es ist die 25jährige Schneiderin Frieda Keller, die Mutter des Kindes. Der Prozess, bei dem ihr Verbrechen verhandelt wird, erschüttert die ganze Schweiz und verlangt den Beteiligten alles ab.
Der gesetzestreue Staatsanwalt Walter Gmür vertritt das patriarchalische Rechtssystem. Seine Ehe ist kinderlos geblieben, und dieser unerfüllte Kinderwunsch lässt ihn die Anklage mit unnachgiebiger Härte verfolgen. Außerdem sieht er im Prozess eine Gelegenheit, seine Karriere voranzubringen.
Ihm gegenüber steht Arnold Jangger, Friedas Verteidiger, ein junger, fortschrittlicher Anwalt. Er sieht - anders als Gmür - auch die Umstände, die zur Tat geführt haben, und berücksichtigt die gesellschaftliche Ächtung, der eine ledige Mutter ausgesetzt ist..
Mögen die beiden Männer auch die Hauptakteure vor Gericht sein, so kommt ihren Ehefrauen eine wichtige Rolle im Hintergrund zu. Beide setzen sich bei ihren Ehemännern für die Angeklagte ein. Sie empfinden Mitgefühl für Frieda und versuchen den Menschen hinter der Täterin zu sehen.
Angeheizt durch Berichterstattung und Proteste, wird der Prozess zum Justizskandal. Seine Auswirkungen auf das Schweizer Rechtssystem führen schließlich zur Abschaffung der Todesstrafe und lösen eine Debatte über die Rechte der Frauen aus.
In ihrem bewegenden Langspielfilm-Debüt zeigt die Regisseurin Maria Brendel, dass Recht nicht immer mit Gerechtigkeit einhergeht, und stellt die Frage, ob dieTäterin zugleich Opfer ist, dem man mit Empathie begegnen kann. Friedas Fall ist für sie nicht nur ein historisches Zeitdokument über Justiz und Moral, sondern auch ein eindringlicher Appell, eine Gesellschaft zu gestalten, die Würde, Gleichberechtigung und Mitgefühl in den Mittelpunkt stellt.