Ein riesiges Schwimmbad, alt, verwahrlost und menschenleer. Es blubbert und gluckst darin, pitscht und platscht, und die Wände knarzen. Lauter Töne hört man, still ist es nie und doch fällt kaum ein Wort. Ein Traumgebäude, irgendwo im Nirgendwo eines utopischen Ortes, dabei sichtbar dem unausweichlichen Untergang preisgegeben.
Tuvalu, der Erstling des Münchner Regisseurs und Filmhochschülers Veit Helmer ist einer der ungewöhnlichsten deutschen Filme. Ein genialischer Streich voller Einfälle, ungewöhnlicher einmaliger Bilder, voller Tricks und Fehler auch, in vielem sichtbar aus zweiter Hand, dabei trotzdem hochinteressant und ein bisschen wunderbar.
Denn Helmer hat sich getraut, ein Märchen zu erzählen. Es handelt vom guten und bösen Bruder, und spielt an einem undefinierbaren Ort außerhalb von Zeit und Raum. Hier leben sie mit ihrem blinden Vater und der dicken Mutter in dem ausrangierten Schwimmbad vor der Welt versteckt. Ein schöne Frau kommt, und stört wieder mal den öden Frieden. Ein visuell ungewöhnliches Märchen, das ohne jegliche Dialoge auskommt.
Auch formal hat Helmer, dessen jüngster Film Gondola bei uns im Mai zu sehen war, als Filmbesessenen, keinen erkennbaren Kompromiss gemacht. Fast ohne Sprache erzählt er, ganz in Bildern, aber doch mit viel Ton (und der Filmmusik von Goran Bregovic) – weswegen dies auch keinesfalls ein Stummfilm ist. Sehenswert ist das große Wagnis, dass dieser Film bedeutet, Helmers naiver Mut, ganz auf einen eigenen Stil zu setzen, und die Tatsache, dass hier ein Film aus Deutschland wieder einmal etwas mehr wagt, als schicke Appartements hübsch auszuleuchten.