Kinogeschichte

 

Mehr als 40 Jahre Kommunales Kino

Es waren sieben Leute, die die nichtgewerbliche Filmarbeit in Villingen-Schwenningen auf die Beine gestellt haben: Drei Junglehrer, ein Lehrling, ein Bankkaufmann, ein Maler und ein Journalist. Die Guckloch-Sitzungen fanden meist in den Räumen der Lehrer-Wohngemeinschaft statt, es gab Wein und Bier und es war sehr gesellig. Die Gründungsmitglieder hatten alle von Film nicht allzuviel Ahnung, sie wussten nur, dass es auch noch anderes gab als den 'Schrott', der damals die fünf Leinwände der gewerblichen Lichtspielbetriebe in Villingen-Schwenningen füllte.

Die erste Vorstellung war am 5. Oktober 1977. Mit "Aguirre - der Zorn Gottes" wurde eine kleine Werkschau eröffnet mit Filmen von Werner Herzog. Welcher Film als nächstes kommt, wurde damals von Mal zu Mal entschieden, und die Auswahl unterlag in hohem Maße Zufälligkeiten. Jeder hatte seine Wunschfilme, die er in Freiburg oder Stuttgart oder im Fernsehen schon mal gesehen hatte. Oder es wurde nach den Kurztexten in den Verleihkatalogen bestellt, was manche Überraschung barg. Heute legt der Programmausschuß der aktiven Mitarbeiter ein Vierteljahresprogramm fest, und die aktiven Mitarbeiter besuchen regelmässig verschiedene Filmfestivals, um sich ein eigenes Bild zu machen. Daran war damals noch nicht zu denken.

In den Anfangsjahren in der alten "Scheuer" beim Villinger Jugendhaus stand der 16mm-Projektor ratternd mitten im Raum. Der Lautsprecher schepperte vor der Leinwand, welche eine umgedrehte Schulkarte von Afrika war. Anfangs kamen viele Zuschauer, das bestärkte die Gruppe weiterzumachen. Dann aber ließ der Besuch nach, und bereits im Dezember 1978 schien das guckloch finanziell am Ende. Es war klar: Ohne Subventionen der öffentlichen Hand lässt sich ein solches Kino nicht am Leben erhalten, dessen Filme nicht "das Letzte dessen ausbeuten, was in den Köpfen der Menschen noch vorhanden ist" (wie Wim Wenders in seinem Film "Im Lauf der Zeit" die Kinobesitzerin sagen lässt). Das guckloch wurde subventioniert - und zwar aus der eigenen Tasche. Jeder der Mitarbeiter zahlte drauf, so gut er konnte, um das Projekt weiterführen zu können.

Heute erhält das guckloch Fördermittel der Stadt Villingen-Schwenningen, der Stadt Donaueschingen und der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg. Man ist jedoch weiterhin auf gute Besucherzahlen angewiesen, und auch Spenden und Sponsorenbeiträge sind willkommen. Das Ziel, wenigstens eine hauptamtliche Stelle zu schaffen, wie sie andere Kommunale Kinos in Deutschland haben, konnte leider bisher nicht erreicht werden.

1991 ließ die Stadt Villingen-Schwenningen die alte, baufällige "Scheuer" abreißen. An gleicher Stelle entstand ein multifunktionaler Neubau mit einem Saal, der sowohl für die Kinovorstellungen als auch für die Konzerte des örtlichen Rock- und Folkclubs und Kleinkunst genutzt wird. Mit dem Neubau erhielt das Kino einen Vorführraum, eine ordentliche Leinwand und eine Dolby-Surround-Tonanlage. Bis 2013 standen im Vorführraum zwei analoge Filmprojektoren, ein 35mm-Projektor und eine 35/16mm-Kombimaschine. Mit dem Aus für die analoge Filmprojektion im Herbst 2013 wurde einer dieser beiden Projektoren durch ein DCI-zertifiziertes Serversystem mit 2K-Projektion ersetzt. Der Preis war hoch für den Verein, mehr als 50.000 Euro, aber ohne diese Investition in die Zukunft hätte das guckloch-Kino in Villingen-Schwenningen den Spielbetrieb in absehbarer Zeit einstellen müssen.

Seit 2004 hat das guckloch eine Filiale im ehemaligen Cinéma der französischen Streitkräfte in Donaueschingen. Dort gibt es heute kein gewerbliches Kino mehr. Außerdem besteht eine Abspielkooperation mit dem Krone-Theater in Titisee-Neustadt. Dieses ambitioniert geführte gewerbliche Kino übernimmt teilweise die Filme aus dem Angebot des guckloch.