Ein achtjähriges baskisches Kind besteht darauf, kein Junge, sondern ein Mädchen zu sein und löst damit eine Krise in der Familie aus.
Dabei ist sich Aitor selbst alles andere als sicher. Aber das ihm zugeordnete Geschlecht missfällt ihm, auch sein Name, und überhaupt die männlichen Attribute.
Im Sommerurlaub im Baskenland vertraut das Kind seinen Kummer Verwandten und Freund*innen an. Aitor hat eine liebevolle Mutter, die aber selbst noch mit ambivalenten elterlichen Altlasten ringt. Wie soll sie mit der Identitätssuche ihres Kindes umgehen? Die Verwandtschaft macht es sich einfach, indem sie Ratschläge gibt, dem Kind Grenzen zu setzen, oder sich sicher ist, dass diese Gefühle nur eine momentane Phase seien.
Der Film führt vor, wie die Krise des Jungen Aitor, der zu dem Mädchen werden will, als das er sich empfindet, leise Wellen der Unsicherheit in die Gemeinschaft der Erwachsenen trägt, die sich mit den ohnehin dort lauernden Verwerfungen kreuzen und sie verstärken: der Trennung der Eltern, die schon vollzogen, aber noch nicht öffentlich verkündet ist, dem Streit zwischen Mutter und Großmutter über den abwesenden Großvater.
So wie die Vielfalt der Natur viele Bienen hervorbringt, sind für die Protagonistin die Nebenfiguren essenziell. Das weitgehend weibliche Umfeld lebt ihr unterschiedliche Möglichkeiten des Frauseins vor. Die Regisseurin nimmt mehr als eine Sichtweise ein und respektiert, dass Geschlechteridentität etwas unerhört Komplexes ist. Und sie thematisiert einen vielleicht weniger augenfälligen Aspekt der Gender-Transition: die eigene Mentalität.
Das Spielfilmdebüt der baskischen Regisseurin Estibaliz Urresola Solaguren ist ein einfühlsames Werk, getragen von Sofía Otero, die als kleines Mädchen auf der Suche nach dem richtigen Namen das erste Mal vor der Kamera stand. Für ihre Darstellung hat sie auf der diesjährigen Berlinale den silbernen Bären erhalten.