Deutschland 2023

Regie & Buch: Ayşe Polat
Bildgestaltung: Patrick Orth
Musik: Martin Rott
Montage: Jörg Volkmar
Produktion: Mîtos Film, Punktpunktpunkt Filmproduktion
DarstellerInnen: Aybi Era, Katja Bürkle, Ahmet Varli, Aziz Capkurt

117 Minuten

FSK: ab 16

Preise:
Istanbul Film Festival 2023: Fipresci-Preis, Bestes Drehbuch, Beste Montage
Izmir Filmfestival 2023: Kritikerpreis

Original (deutsch, türkisch, kurdisch)
mit deutschen Untertiteln



Im toten Winkel

Im toten Winkel ist ein Polit-Thriller zum Thema Diskriminierung der Kurden in der Türkei. Es beginnt scheinbar dokumentarisch: Ein deutsches Filmteam dreht in der Provinz Kars im Nordosten Anatoliens einen Dokumentarfilm über „immaterielle Denkmäler“. Sie sind zunächst bei einer Mutter, deren Sohn vor 20 Jahren vom Geheimdienst entführt wurde und seitdem verschwunden ist. Immer wieder kocht sie seine Lieblingssuppe, zur Erinnerung an ihn und in der Hoffnung, dass ihn dieses Ritual zurückbringen würde. Danach will das Filmteam mit einem kurdischen Menschenrechtsanwalt ein Interview drehen, das aber nicht zustande kommt. Erst wird es verschoben („zu gefährlich hier“), dann ist der Anwalt plötzlich verschwunden.

Es häufen sich beunruhigende Vorkommnisse. Das Filmteam wird scheinbar von Spitzeln beobachtet. Welche Rolle spielt die Dolmetscherin und das kleine türkische Mädchen aus der Nachbarschaft, das sie immer bei sich hat? Warum weiß das Kind Dinge, die es gar nicht wissen kann? Was hat es mit einem der Verfolger auf sich, der ständig anonyme, beunruhigende Handyvideos zugeschickt bekommt?

Das Besondere an diesem Film ist seine Konstruktion. Er wird in drei Kapiteln erzählt und die Geschichte wird in jedem Kapitel aus einem anderen Blickwinkel geschildert und vorangetrieben. Es werden Spuren gelegt und erst nach und nach ergibt sich für den Zuschauer ein Gesamtbild.

Die Regisseurin Ayşe Polat wurde in der Türkei geboren und kam im Alter von acht Jahren mit Mutter und Geschwistern nach Deutschland. Mit 15 Jahren begann sie auf Super-8 und Video Filme zu machen. Während ihres Studiums der Philosophie, Kulturwissenschaften und Germanistik drehte sie 1991 die Milieustudie Entfremdet, für die sie beim Bundeswettbewerb Jugend und Video ausgezeichnet wurde. Es folgten Kurzfilme und dann erste Langfilme, die sich oft um die Themen Heimat und Herkunft, Indentitätsverlust und Identitätssuche drehen.

Klaus Peter Karger
Villingen
Mittwoch, 21. Februar 2024
20:15 Uhr
keine Vorstellung