Belgien, Frankreich 2022

Regie & Buch: Jean-Pierre & Luc Dardenne
Bildgestaltung: Benoît Dervaux
Montage: Marie-Hélène Dozo
Produktion: Denis Freyd, Delphine Tomson
DarstellerInnen: Pablo Schils, Joely Mbundu, Alban Ukaj, Tijmen Govaerts

88 Minuten

FSK: ab 16

Festivals & Preise:
Cannes 2022: Goldene Palme (nominiert), Preis zum 75-jährigen Jubiläum
Jerusalem 2022: bester internationaler Film

Original (französisch)
mit deutschen Untertiteln



Tori & Lokita

Lokita ist angespannt, während die Sozialarbeiterin sie befragt. Es geht um ihre Aufenthaltsgenehmigung in Belgien. Ihre Geschichte ist eine von vielen für die geduldige Beamtin. Zusammen mit ihrem kleinen Bruder Tori ist sie aus Benin in Richtung Europa geflohen. Tori, der in ihrer Heimat als Hexenkind von Verfolgung bedroht ist, hat bereits ein Bleiberecht in Belgien. Sie als seine Schwester müsste nun den gleichen Status erhalten. Doch ihre Geschichte, wie sie Tori im Waisenhaus wiedergefunden hat, fügt sich einfach nicht recht zusammen. Verständlich wo die Verwandtschaft der beiden erfunden ist und Lokita alles andere als eine begabte Lügnerin ist.
Ein DNA-Test soll nun Klarheit bringen. Notgedrungen geht Lokita auf das Angebot eines Pizzabäckers ein, für welchen sie regelmäßig in der Stadt Drogen ausliefert. Sie soll für drei Wochen auf eine unterirdische Cannabisplantasche aufpassen. Im Gegenzug werden ihr Papiere und Geld versprochen. Letzteres wird auch dringend benötigt, um die Schulden bei ihren Schleusern abzubezahlen und die zurückgebliebene Familie in Benin zu unterstützen.

Doch auch wenn ihre Verwandtschaft erfunden ist, ihre unbesiegbare Freundschaft zueinander ist es nicht. So ist Tori auch nicht bereit Lokita einfach ihrem Schicksal zu überlassen, sondern setzt alles daran, dass sie sich zusammen den grausamen Bedingungen ihrer neuen Umgebung stellen.

Die Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne haben mit ihren Filmen bereits zwei Mal die Goldene Palme in Cannes gewonnen (1999 für Rosetta, 2005 für Das Kind). Und auch mit ihrem zwölften Spielfilm beweisen die Brüder, wie brillant sie inzwischen das Genre des Sozialrealismus beherrschen. Ihre Figuren werden nicht übertrieben heroisiert und zusammen mit der von Benoît Dervaux geführten Handkamera erschaffen sie ein hohes Maß an Authentizität.

Rebecca Hehn
Villingen
Sonntag, 07. April 2024
17:00 Uhr
keine Vorstellung