China 2022

Regie & Buch: Ruijun Li
Bildgestaltung: Weihua Wang
Montage: Ruijun Li
Musik: Peyman Yazdanian
Produktion: Yan Li, Min ZhangDarstellerInnen: Renlin Wu, Hai-Qing, Guangrui Yang,
Dengping Zhao

131 Minuten

FSK: ab 6

Original (Mandarin)
mit deutschen Untertiteln



隐入尘烟
Return to Dust

Guiying und Youtie sind ein ein ungewöhnliches Paar, welches kaum zusammen zu passen scheint. Sie ist gehbehindert, spastisch gelähmt und kann keine Kinder bekommen, er ist mit sehr bescheidenen Geistesgaben gesegnet. Beide also keine besonders gute Partie und für ihre jeweiligen Familien kaum „unter die Haube“ zu bringen. Zumal beide schon deutlich jenseits der 30 sind.
Doch im äußersten Norden Chinas sind auch im 21. Jahrhundert noch einige der traditionellen Heiratsregeln zu befolgen – auch wenn sich viele andere Traditionen längst in Auflösung befinden. Die beiden werden von ihren Familien ungefragt „zwangsverheiratet“ und auf diese Weise abgeschoben.
So leben sie nun gemeinsam in einer ärmlichen Hütte und ernähren sich von dem, was der winzige Acker, den man ihnen überlassen hat, hergibt. Doch zwischen den beiden Außenseitern entsteht erst Zuneigung und schließlich auch so etwas wie Liebe. Eine Liebe, die sich nicht in Worten ausdrückt, sondern in kleinen Gesten im Alltag. Gesten der Wertschätzung, denn beide merken schon bald, dass es mit dem Partner zum ersten Mal in ihrem Leben jemand gibt, der ihnen nicht mit Demütigung oder gar Misshandlung begegnet. Gemeinsam ergänzen sie sich und bringen es zu einem zwar armen, aber selbstbestimmten Leben und erfahren erstmals so etwas wie Glück.
In langen, ruhigen Einstellungen beobachtet Regisseur Ruijun Li das Leben eines Paares, dem es allen Widrigkeiten zum Trotz gelingt, sich am Rande einer sich rasant verändernden Gesellschaft ein eigenes Leben aufzubauen. Die Premiere fand im Wettbewerb der Berlinale 2023 statt, im Sommer kam der Film in chinesische Kinos und wurde ein großer Publikumserfolg – für sechs Wochen. Dann tilgte die Zensur den Film und auch aus den sozialen Medien verschwand jedes Zeichen seiner Existenz.

Richard Hehn
Villingen
Mittwoch, 17. April 2024
20:15 Uhr
Montag, 15. April 2024
20:00 Uhr