Der 12-jährige Minato, ein ruhiges und eigentlich unauffälliges Kind, zeigt plötzlich auffällige Verhaltensweisen. Doch seine alleinerziehende Mutter braucht lange, um ihm einen Grund zu entlocken. Schließlich offenbart sich der Junge jedoch: Ein Lehrer sei übergriffig geworden und habe ihn geschlagen. Zur Rede gestellt, zeigt sich die Rektorin jedoch wenig daran interessiert, den Vorfall aufzuklären. Nach einer demütigen – jedoch typisch japanischen – Entschuldigung des Lehrers ist die Angelegenheit für sie erledigt und soll beschwiegen werden. Erst auf das beharrliche Insistieren der Mutter, die sich nicht mit abermaligen Entschuldigungsritualen zufrieden stellen lassen will, sondern auf einer Erklärung besteht, gibt der Lehrer schließlich an: Minato sei kein Opfer, sondern viel mehr ein Täter, der einen Mitschüler mobbt und drangsaliert.
Dreimal wird in diesem Film die gleiche Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Erst die Mutter, dann der Lehrer und schließlich der Schüler. Und schon bald wird deutlich, dass es hier nicht darum geht, wer was getan oder gesagt hat, sondern darum, wie unterschiedliche Personen die Geschehnisse so unterschiedlich wahrnehmen, dass sogar anscheinend gegenteilige Aussagen dennoch gleichermaßen wahr sein können.
Der japanische Meisterregisseur Kore-eda (Shoplifters, Nobody Knows) hat hier nicht, wie fast immer, ein eigenes Drehbuch verfilmt. So ist einerseits ein typischer Kore-eda-Film entstanden, möglicherweise sogar einer seiner besten. Andererseits aber auch ein Werk, welches einer ganz eigenen Dramaturgie folgt.